22.07.2010- Brücke gegen Gefälle besser als Deckel über A8

Überbrückung: Im Enztal könne eine 20 bis 30 Meter hohes Brückenbauwerk (Länge rot gefärbt) vom Nieferner Enzberg (rechts) bis zum Anschluss Pforzheim-Ost das Gefälle entschärfen, schlagen Ingenieure in einer Studie für die Gemeinde Niefern-Öschelbronn vor. Foto: Ketterl, Archiv

 

NIEFERN-ÖSCHELBRONN. Eine Autobahn-Brücke im Enztal ist beim sechsspurigen Ausbau sinnvoller als die geplante Einhausung der A 8. Das ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie im Auftrag der Gemeinde Niefern-Öschelbronn.

380 Meter lang ist der Deckel, den das Land am Nieferner Enzberg bei der Modernisierung der 72 Jahre alten Autobahn im Enztal vorschlägt. Doch aus der Sicht des Gemeinderats Niefern-Öschelbronn reicht das nicht. Deshalb setzen sich Verwaltung und Ratsgremium dafür ein, die Einhausung auf 800 Meter zu verlängern, um einen besseren Lärmschutz zu erreichen, wenn die A 8 sechsspurig ausgebaut wird. In einer Machbarkeitsstudie für die Kommune gehen die Ingenieure eines Fachbüros jetzt noch viel weiter – sie machen sich für eine Brücke im Enztal stark.

Das Bauwerk, 970 Meter lang, von der A 8-Kurve am Kieselbronner Berg bis zum Anschluss Pforzheim-Ost, entschärfe das Gefälle am Enzberg besser als ein Tunnel, erläutern die Planer in ihrer Untersuchung. Der Gemeinderat wird denn auch die Überlegung, eine 20 bis 30 Meter hohe Talbrücke zu bauen, als zusätzliche Variante ins laufende Planfeststellungsverfahren einbringen.

„Gefälle wird entschärft“
Mit der Talbrücke sei es möglich, das starke Gefälle der Autobahn am Nieferner Enzberg und bei Eutingen von zurzeit sieben auf 3,1 Prozent zu senken, so das Büro in seiner Studie. So werde auch die Unfallgefahr entschärft. Die Anschlussstelle Pforzheim-Ost werde bleiben, liege aber höher. Dafür könnten jedoch die bis zu 18,5 Meter hohen Lärmschutzkonstruktionen entfallen. Das Land will am Enzberg Wälle aufschütten und Wände draufsetzen. Außerdem zerschneide die Autobahn dann nicht mehr die Lebensräume zwischen Niefern und dem Pforzheimer Stadtteil Eutingen, sagen die Fachplaner. Die Sicht würde durch die Talbrücke kaum eingeschränkt: „Die Anlieger werden eine lichte Höhe zwischen 12 und 18 Meter haben, um auf die andere Talseite zu blicken.“

Für das fast einen Kilometer lange Brückenbauwerk veranschlagen die Ingenieure rund 70 Millionen Euro Kosten. Da aber Einhausung und Schutzwände sowie die Verbreiterung der bestehenden Brücken über die Enz entfallen, seien es unter dem Strich Mehrkosten von 35 Millionen Euro.

Das jedoch sei gerechtfertigt, heißt es in der Machbarkeitsstudie. Beim Ausbau der A 8 zwischen Karlsbad und Pforzheim investiere der Bund schließlich rund 52 Millionen Euro in die neue Pfinztalbrücke bei Remchingen und die künftige Bocksbachtalbrücke bei Karlsbad-Mutschelbach, um die Verkehrssicherheit zu verbessern und Anwohner vor Lärm zu schützen.

Eigentlich sei ein langer Tunnel „die beste Lösung“, sagt Gemeinderat und FDP-Bundestagsabgeordneter Erik Schweickert. Einen 800 Meter langen Deckel lehnt das Land indes ab. Die zusätzlichen Investitionen, neun Millionen Euro, rechtfertigten es nicht, den Lärmschutz für nur 17 Häuser mehr zu verbessern, sagte Regierungspräsident Rudolf Kühner in einem PZ-Interview. „Mehr Geld nimmt der Bund jedoch immer dann in die Hand, wenn in einem Tal eine Brücke gebaut wird, weil das volkswirtschaftlich am günstigsten ist“, so Schweickert. Denn: „Fahrzeuge verbrauchen weniger Sprit, der Abrieb beim Bremsen wird verringert und die Unfallgefahr vermieden.“

Sperre sich das Regierungspräsidium (RP) in Karlsruhe weiter gegen eine verlängerte Einhausung, müsse „wenigstens die Talbrückenlösung untersucht werden“, fordert der FDP-Politiker. „Wenn von den Planungsbehörden keine guten Lösungen kommen, dann müssen wir halt selbst kreativ werden.“ Er strebe „auf jeden Fall eine Lösung an, die für alle drei betroffenen Kommunen Niefern-Öschelbronn, Pforzheim mit dem Stadtteil Eutingen und Kieselbronn Vorteile bringt“. Die Gemeinderäte aus Niefern-Öschelbronn haben auch für den Anstieg Richtung Wurmberg eine neue Idee ins Spiel gebracht, wie die PZ berichtet hat. Auch dort lasse sich die Steigung senken, so das Ratsgremium.

Noch bleibe genügend Zeit, über alle Vorschläge zu diskutieren, sagte Bürgermeister Jürgen Kurz. „Laut Erklärung des Regierungspräsidenten wäre ein Baubeginn frühestens 2016 möglich“, so der Rathauschef. Das Regierungspräsidium will noch dieses Jahr in Niefern die Erörterung über die Pläne ansetzen.

Am Dienstag, 27. Juli, um 17.30 Uhr diskutiert der Gemeinderat im Nieferner Bürgerhaus mit Regierungspräsident Rudolf Kühner über den Ausbau der A 8.

vom 22.07.2010

Quelle: www.pz-news.de

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